Klettern und Bergsteigen mit Heimkindern 
Und vieles mehr....                                        Hinweise und Tipps

                                                          

Wahrnehmung.

 

Eigernordwand 3970 m

 

Gruppe
In diesem Zusammenhang muss auf das Phänomen „Gruppe“ eingegangen werden. Jugendliche erleben beim Klettern sehr eindrucksvoll, wie wichtig und bedeutend für sie das Leben in einer Gruppe ist. Spätestens nach ein paar Klettertagen entwickelt sich ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl - vor allem in schwierigen Situationen bei einer Bergrettung oder Unwetter usw.Diese Kameradschaftsgruppe (nicht unbedingt Freundschaft) kann den Jugendlichen über das „Niemandsland“ hinweg retten. Die eindeutige Zugehörigkeit, die gemeinsamen Interessen, die Regeln und Gebräuche innerhalb der Gruppe befreien den Jugendlichen von den Gefühlen der Unsicherheit und Angst, die ihn beherrschen, wenn er in der Gesellschaft der Erwachsenen nicht weiß, wie er sich im einzelnen verhalten soll bzw. darf. Außerdem vermittelt die Rolle, die der Jugendliche in der Gruppe spielt, das Gefühl der sozialen Bedeutsamkeit und der Anerkennung, welche er auf sich alleine gestellt in der wiedersprüchlichen „Erwachsenenwelt“, nicht haben könnte.Der Mensch kann - auch schon als Kind - ohne eine gewisse Befriedigung des Grundbedürfnisses nach „Zugehörigkeit und Anerkennung“ nicht gesund existieren. Dabei nimmt die „Gruppe“, besonders in der Kinder- und Jugendzeit eine ganz entscheidende Rolle ein. Eine weitere Lernmöglichkeit beim Klettern erscheint in einer Steigerung der Selbst- und Fremdwahrnehmung. Der Jugendiche, der sich auf der Suche nach seiner Selbst und seiner Rolle in der Gesellschaft befindet, kann hier Erfahrungen sammeln, die ihm dabei weiter helfen können.Das Klettern vermittelt eine geschärfte Selbstwahrnehmung, die ganz verschiedene Gebiete umfaßt. So erzählt z. B. ein Jugendlicher über die Erfahrung seiner Grenzen
- seiner körperlichen Leistungsfähigkeit -
- der Jugendliche wird mit seinem ersten Angstgefühl konfrontiert -,
oder er wird sich die Fähigkeit seiner Hände bewusst ! Diese Erkenntnis ist bedeutend. Die Erfahrungen machen sehr deutlich, wie erfolgreich Sport und Pädagogik-hier emotionales und soziales Lernen - verknüpft werden können. Bei Theorieabende, Hüttenaufenthalte oder Zeltlagern bietet sich an, die Jugendliche dazu anzuleiten, eigene Leistungen und soziales Verhalten selbst auszuwerten und zu vergleichen. Wie schon erwähnt, habe ich wieder einige Aussagen von Kindern und Jugendlichen nach Bergtouren, Klettertouren oder gemeinsame Freizeiten gesammelt. Diese möchte ich einfach auszugsweise wiedergeben. Es sind spontane, überlegte und glaube ehrliche Aussagen, die Erleben und Gemeinsamkeit wieder spiegeln.

Ein paar Aussagen

Heinz 11 Jahre
Beim Klettern habe ich meine Angst überwunden- beim Abseilen -Das Überwinden ist mir leicht gefallen, weil ich nicht alleine war, die Anderen waren dabei und machten mir Mut.

Simone 18 Jahre
Bergsteigen spielte bei meinem Heimaufenthalt eine entscheidende und wichtige Rolle. Es war für mich ganz neu, wie Menschen, die so verschieden sind- zusammenhalten können. Man fühlt sich in der Gruppe nie alleine, allerdings musste man auch auf einige Rücksicht nehmen. Ich freute mich immer, wenn wir alle zusammen eine Tour geschafft haben.
Andere halfen mir immer wieder durchzuhalten und freuten sich dann, wenn ich eine Aufgabe gut erledigt habe. Die Gruppe nahm auch auf Jüngere und Schwächere Rücksicht. Eine besondere Wirkung hatte auf mich, die Naturverbundenheit, Glücksgefühle, dass ich in einer so tollen Gruppe war und mit einem Freiheitsgefühl durch die Berge zu ziehen.

Anette
Bei Wolfgang hatte ich immer das Gefühl, der gehört total zu uns. Er ist wie ich jetzt auch müde, möchte vielleicht was anderes machen. Das Wichtigste: Er hatte Spaß und Freude mit uns, man konnte es sehen und auch spüren.
Auf der Marmolada hat er sich so arg gefreut, als wir oben waren. Seine Gefühle und Gespür hat sich immer auf uns übertragen.


                        Wolfgang Hillmer
                        www.w-hillmer.de