Besondere
Ereignisse verbinden mich auch sehr mit dem Klettergarten um
Konstein herum im Altmühltal. Konstein liegt ungefähr 30 km von
Eichstätt im malerischen Altmühltal. Schon von weitem kann man den
mächtigen Dohlenfels erkennen. Er ist das mächtigste Massiv im
Frankenjura. Hier treffen sich die besten Kletterer aus ganz Europa.
Aber auch für den gemäßigten Kletterer gibt es hier am
Dohlenfelsen genug Führen. An
Wochenenden ist dieses Gebiet meist überlaufen von einheimischen
Kletterer. Für die Jugendlichen war der Dohlenfels die schwierigste
Kletterei der gesamten Klettergärten überhaupt. Gegenüber
befindet sich die kaum niedrigere Konsteiner Wand. Auch hier
befinden sich anspruchsvolle Kletterrouten .Diese Routen gelten als
extrem luftig und mit einem Quergang sehr ausgesetzt.
Konstein
im Altmühltal
Schon
früh am Morgen waren wir beim Klettern. Dabei waren 6 Jugendliche,
Karl mein Kollege und ich.
Wir
kletterten an der oberen Konsteiner Wand. Es war eine Route im IV
Schwierigkeitsgrad. Peter, mit der grössten Erfahrung wollte die
Route als erster in Angriff nehmen. Er ließ sich von oben sichern.
Als Seilzweiter konnte er den Durchstieg schaffen -Karl, mein
Kollege wollte die Klettertour natürlich unbedingt auch machen. Ich
selbst traute ihm den Durchstieg nicht zu, da er sehr unsicher
wirkte. Er war auch schon älter und einfach nicht mehr so
konditionsstark wie ein Junger. Außerdem hatte er ständig Probleme
mit seinem Knie. Ich wollte ihm die Kletterei ausreden, doch er
bestand darauf. Inzwischen hat Peter diese Tour mit äußerster Mühe
durchstiegen. Karl meinte nur, was Peter und die Jugendlichen können,
kann ich in meinem Alter schon lange. Er wollte es natürlich den
Zweiflern zeigen, und was er noch zu leisten vermag, was für ein
toller Typ er noch ist. Mir war es ziemlich unwohl, denn er wollte
die Klettertour als Seilerster durchsteigen. Direkt von oben hätte
er die Tour eventuell schaffen können, aber von unten als
Seilerster, hatte ich sehr große Bedenken. Nun, Karl ist alt genug
und konnte selbst für sich entscheiden.
Sturz
Ich
suchte mir nun einen geeigneten Standplatz, machte mich am
Standhaken fest und sicherte Karl nun von unten mit der üblichen
Halbmastwurfsicherung. Die Jugendlichen schauten gespannt und voller
Erwartung zu. Die ersten Seillängen kam er ganz gut voran. Ich
konnte Karl über die ersten 4 Haken ziemlich problemlos sichern. Es
sah gut aus. Nun mußte er kraftraubend einen Riß hinauf bis zu
einem Loch. Jetzt kamen aber die ersten Schwierigkeiten auf ihn zu.
Ich merkte es. Auch am Seildurchlauf. Er wurde zunehmends langsamer
und unsicherer. Er hatte nicht genügend Kraft. Karl kam nur noch mühsam
und mit äußerster Anstrengung voran.Karl schrie plötzlich: „Ich
habe keine Kraft mehr und seile mich die Wand runter“. Zu spät !
- Ein Reißen und ein schneller Ruck ging durch meinen Körper- das
Seil schnellte durch meine Finger. Karl flog mit hohem Bogen aus der
Wand. Das Seil wurde immer schneller, meine Hände brannten wie
Feuer, doch ich konnte Karl abfangen, den Sturz halten ! Er pendelte
noch ein paar Meter nach links und rechts, da er nicht direkt in der
Fallinie gesichert werden konnte. Wir waren alle schockiert und
total erschrocken.....Ich schrie zu Karl hinauf. Er reagierte auf
mein Rufen. Gott sei Dank. Er kam langsam wieder zu sich und
einigermaßen in der Lage, seine Situation abzuschätzen. Ganz
langsam ließ ich Karl zum Wandfuß hinunter. Er war bleich und
verstört. Seine Verletzungen waren gering, Verstauchungen und ein
paar Schürfwunden. Wir waren natürlich alle sehr froh und
erleichtert, dass nicht mehr passiert war. Es hätte alles viel
schlimmer enden können. Karl war kaum ansprechbar. Auch die Gruppe
war durch den Absturz total verstört und verunsichert. An diesem
Tag konnte natürlich keiner mehr klettern. Wir alle fuhren wortlos
heim. Abends, als alle Jugendliche in den Betten waren und
schliefen, unterhielt ich mich noch mit meinem Kollegen über diesen
schlimmen Vorfall. Er war sehr deprimiert über sein eigenes Tun und
seine falsche Selbsteinschätzung. Aus Fehlern kann man natürlich
sehr viel lernen - doch dieser Sturz -und die Überschätzung seines
eigenen Könnens, hätte auch tragisch enden können.
Und
dann ?
So
konnte ich immer wieder im Laufe der Jahre Erlebnisse sammeln, beim
Klettern, Bergsteigen, wie auch in den vielen Klettergärten. Es
wurden Erlebnisse, Geschehnisse über - Menschen, über Erwachsene,
Jugendliche und Kinder.
Über
das Klettern im Frankenjura
könnt ihr auf meiner
Kletterhomepage erfahren.
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