Gruppe
In diesem Zusammenhang muss auf das Phänomen „Gruppe“ eingegangen
werden. Jugendliche erleben beim Klettern sehr eindrucksvoll, wie wichtig
und bedeutend für sie das Leben in einer Gruppe ist. Spätestens nach ein
paar Klettertagen entwickelt sich ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl
- vor allem in schwierigen Situationen bei einer Bergrettung oder Unwetter
usw.Diese Kameradschaftsgruppe (nicht unbedingt Freundschaft) kann den
Jugendlichen über das „Niemandsland“ hinweg retten. Die eindeutige
Zugehörigkeit, die gemeinsamen Interessen, die Regeln und Gebräuche
innerhalb der Gruppe befreien den Jugendlichen von den Gefühlen der
Unsicherheit und Angst, die ihn beherrschen, wenn er in der Gesellschaft der
Erwachsenen nicht weiß, wie er sich im einzelnen verhalten soll bzw. darf.
Außerdem vermittelt die Rolle, die der Jugendliche in der Gruppe spielt,
das Gefühl der sozialen Bedeutsamkeit und der Anerkennung, welche er auf
sich alleine gestellt in der wiedersprüchlichen „Erwachsenenwelt“,
nicht haben könnte.Der Mensch kann - auch schon als Kind - ohne eine gewisse Befriedigung
des Grundbedürfnisses nach „Zugehörigkeit und Anerkennung“ nicht
gesund existieren. Dabei nimmt die „Gruppe“, besonders in der Kinder-
und Jugendzeit eine ganz entscheidende Rolle ein. Eine weitere Lernmöglichkeit
beim Klettern erscheint in einer Steigerung der Selbst- und
Fremdwahrnehmung. Der Jugendiche, der sich auf der Suche nach seiner Selbst
und seiner Rolle in der Gesellschaft befindet, kann hier Erfahrungen
sammeln, die ihm dabei weiter helfen können.Das Klettern vermittelt eine geschärfte Selbstwahrnehmung, die ganz
verschiedene Gebiete umfaßt. So erzählt z. B. ein Jugendlicher über die Erfahrung seiner Grenzen
- seiner körperlichen Leistungsfähigkeit -
- der Jugendliche wird mit seinem ersten Angstgefühl konfrontiert -,
oder er wird sich die Fähigkeit seiner Hände bewusst !
Diese Erkenntnis ist bedeutend. Die Erfahrungen machen sehr deutlich, wie
erfolgreich Sport und Pädagogik-hier emotionales und soziales Lernen - verknüpft werden können. Bei
Theorieabende, Hüttenaufenthalte oder Zeltlagern bietet sich an, die
Jugendliche dazu anzuleiten, eigene Leistungen und soziales Verhalten selbst
auszuwerten und zu vergleichen. Wie schon erwähnt, habe ich wieder einige
Aussagen von Kindern und Jugendlichen nach Bergtouren, Klettertouren oder
gemeinsame Freizeiten gesammelt. Diese möchte ich einfach auszugsweise
wiedergeben. Es sind spontane, überlegte und glaube ehrliche Aussagen, die
Erleben und Gemeinsamkeit wieder spiegeln.
Ein paar Aussagen
Heinz 11 Jahre
Beim Klettern habe ich meine Angst überwunden- beim Abseilen -Das Überwinden
ist mir leicht gefallen, weil ich nicht alleine war, die Anderen waren dabei
und machten mir Mut.
Simone 18 Jahre
Bergsteigen spielte bei meinem Heimaufenthalt eine entscheidende und
wichtige Rolle. Es war für mich ganz neu, wie Menschen, die so verschieden
sind- zusammenhalten können. Man fühlt sich in der Gruppe nie alleine,
allerdings musste man auch auf einige Rücksicht nehmen. Ich freute mich
immer, wenn wir alle zusammen eine Tour geschafft haben.
Andere halfen mir immer wieder durchzuhalten und freuten sich dann, wenn
ich eine Aufgabe gut erledigt habe. Die Gruppe nahm auch auf Jüngere und
Schwächere Rücksicht. Eine besondere Wirkung hatte auf mich, die
Naturverbundenheit, Glücksgefühle, dass ich in einer so tollen Gruppe war
und mit einem Freiheitsgefühl durch die Berge zu ziehen.
Anette
Bei Wolfgang hatte ich immer das Gefühl, der gehört total zu uns. Er
ist wie ich jetzt auch müde, möchte vielleicht was anderes machen. Das
Wichtigste: Er hatte Spaß und Freude mit uns, man konnte es sehen und auch
spüren.
Auf der Marmolada hat er sich so arg gefreut, als wir oben waren. Seine
Gefühle und Gespür hat sich immer auf uns übertragen. |